German Pellets ist wohl die bekannteste Irrfahrt mit einer Mittelstandsanleihe im letzten Jahr. Es folgten Steilmann, der Großaktionär der Adler Modemärkte, KTG Agrar, KTG Energie und der Ausfall der Enterprise Holdings.
Der entstandene Verlust wird auf mehrere hundert Millionen Euro geschätzt.
Betrachten wir zuerst den Fall der Enterprise Holdings. Das Unternehmen ist im Versicherungsbereich tätig und ist nicht mit der Autovermietung Enterprise verwandt. Die Firma meldete im September Insolvenz an. Die fälligen Zinsen konnten nicht mehr gezahlt werden. Die Mittelstandsanleihe hatte ein Volumen in Höhe von 40 Mio. Euro. Wie so oft hatte die Anleihe ein A-Rating erhalten. Komisch, dass diese dann Pleite gehen konnte. Die Anleihegläubiger werden jetzt auch aus der Insolvenzmasse bedient.
Negativbeispiele im Segment der Mittelstandsanleihen nehmen zu, sodass viele Honorarberater von diesen seit längerem Abstand halten. Die Zinsen sind verlockend, jedoch sollte das Risiko nicht außer Acht gelassen werden.
Insgesamt wurden seit 6 Jahren 220 Mittelstandsanleihen auf den Markt gebracht. Von diesen 220 Anleihen sind stand heute 45 bereits ausgefallen. Das entspricht einer Quote von 20 %. In den ersten Jahren fielen nur vereinzelt Anleihen aus, seit 2015 nimmt der Ausfall stetig zu. Interessant ist zudem, dass die Ausfallquote bei den Investment-Grade-Anleihen 40 % beträgt. Die Rating-Agenturen scheinen ihren Job nicht wirklich ernst zu nehmen, sonst wäre so etwas doch eigentlich gar nicht möglich?
Die größten und zugleich spektakulärsten Fälle sind German Pellets und Steilmann. Aufmerksame Beobachter hatten bereits im Vorfeld kritisch berichtet. Mit unter hat die Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger, mit der auch die 4vestor GmbH eng zusammen arbeitet zur Vorsicht gemahnt. Bei Steilmann wurden die Anleihen wieder zu positiv geratet und als "unkritisch" betrachtet. Der Ausfall kam trotzdem.
Trotz dieser Schreckensmeldungen gibt es auch unter den Mittelstandsanleihen, Unternehmen mit funktionierenden Geschäftsmodellen. Jedoch sollte jedem Anleger bewusst sein, dass ein Emittent, der 7 % Zinsen anbieten muss, sich eher im Ramschsegment bewegt als woanders.
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